(Über) 300 Jahre St. Reinoldus Steinhauergilde Lindlar

schriftstueck01Am 07. Januar 2006 blickt die St. Reinoldus Steinhauergilde auf 300 bewegte Jahre zurück. Anlass genug einen Moment innezuhalten und zu den Anfängen zurückzukehren. So haben wir es letztlich dem Lindlarer Pfarrer Arnold Crumbach ( 1702 – 1707) zu verdanken, dass wir das Gründungsdatum genau wissen. Er hat in einem Pastoralbuch „Liber pastoralis“ des Jahres 1705 angefangen, alle kirchlichen Gewohnheiten schriftlich festzuhalten.

Darin heißt es am 07. Januar:

Est festum S. Reinoldi, qui est patronus der löblicher Steinhäwers Zunfft, isto die cantatur sacrum, undt der Zunfftmeister zahlt dem Herren Pastoren pro officio einen Thaler, cantoribus einen ½ Thaler, undt dem offermann auch einen Thaler, für die Kertzen daß gantze Jahr anzuzünden, undt die Zunfft ist anno 1706 auffgericht worden.“

stseverinEs ist das Fest des hl. Reinoldus, welcher der Schutzpatron der löblichen Steinhauer – Zunft ist, an diesem Tage wird das Hochamt gefeiert, und der Zunftmeister zahlt dem Herrn Pastor für den Gottesdienst einen Taler, den Sängern einen ½ Taler, und dem Opfermann ( Küster) auch einen Taler, für die Kerzen das ganze Jahr anzuzünden, und die Zunft ist im Jahre 1706 gegründet worden.“

Damit ist eindeutig nachgewiesen, dass die Zunft vor 300 Jahren entstanden ist und zwar mit dem Schutzpatron dem hl. Reinoldus, von dem man niemals zuvor in Lindlar etwas gehört hatte. Da jedoch die Steinindustrie schon weitaus früher bestanden hat, kann angenommen werden, dass 1706 der Zusammenschluss stattfand. Wir müssen davon ausgehen, dass die Bemühungen eine Gilde zu bilden, schon lange das Bestreben einiger Steinmetze war. So haben sie von der Verehrung des hl. Reinoldus bei den Arbeiten am Dom, die sie als Frondienst verrichten mussten, sicher schon dort erfahren. In Köln ist die Verehrung seit Mitte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen. Wir wissen auch, dass der Turm der Lindlarer St. Severin Kirche zur gleichen Zeit aus Lindlarer Grauwacke errichtet wurde. Dank Pastor Crumbach, der alle Feste erfasst hat, die sich im Kirchenjahr wiederholen, können wir davon ausgehen, dass das Reinoldusfest schon früher gefeiert wurde, worüber wir leider keinen Nachweis haben.

Auf das reiche Vorkommen des Natursteines weisen in und um Lindlar viele Flurnamen hin, die mit den Worten „Stein und Kuhle“ (Kaule) gebildet worden sind. Zum Beispiel: Steinbach, Steinscheid, Steinenbrücke, Kuhlbach, Wacheltkuhl (Wacholderkaule), Wolfskaule usw.. Zeugen der Bearbeitung und Verwendung sind die vielen kirchlichen und öffentlichen Bauwerke in unserer Heimat.

stseverin02Im Massiv des Brungerst Berges nördlich von Lindlar fand man ein brauchbares Steinmaterial. Aus einer gelegentlichen Verwendung hat sich dann eine Steinindustrie entwickelt. So finden wir den ersten schriftlichen Beleg hierüber in einer Urkunde vom 21. Juni 1633. Es handelt sich hierbei um einen Vertrag zwischen dem Lindlarer Pfarrer Gerhard Curmann mit Unterstützung seiner Kirchmeister Adolff Moller zu Feckinghagen (Fenke), Chrest Foß in der Breidenbach und dem Steindeckermeister Merten von Wetter (bei Marienheide). Meister Merten verpflichtete sich darin, die Lindlarer Kirche „uund waß davan noch unbeschauert ist, aufrichtten, mit breiden Steinen, beschauren uund decken, darzu die Stein auf seinen Kosten in dem Brunhorst (dem heutigen Brungerst – Berg) oder anderswohe solche gut uund auferichtt zu befinden, brechen.“

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