Krankheit der Steinhauer

Dr. Wilhelm Meinerzhagen

Dr. Wilhelm Meinerzhagen

Im Jahre 1890 beabsichtigten die Steinhauer, Dr. med. Hugo Joerrens nach Berlin zu entsenden. Dort sollte er die „Prof. Kochsche Erfindung gegen die Schwindsucht“ studieren. Ob es zur Reise kam, ist nicht nachzuweisen. Am 11. Februar 1929 wurde ein Antrag, die Silikose ( Staublunge ) als Berufskrankheit anzuerkennen, gestellt. Wie schlimm es um die Steinhauer gesundheitlich tatsächlich stand, ist aus einem Bericht von Bürgermeister Hoffstadt zu entnehmen. Er äußerte sich zum Gesundheitszustand der Steinhauer wie folgt:

St. Severin um 1950

St. Severin um 1950

Die hiesigen Steinhauerarbeiter sind fast durchweg gesunde und kräftige Männer und wenige in höherem Alter als ca. 45 Jahre. Sie versterben mit sehr wenigen Ausnahmen im kräftigen Mannesalter an der Schwindsucht. Bei diesem kräftigen Mannesalter, worin sie meistens stehen, kommen im Allgemeinen wenig Krankheiten bei ihnen vor, bis sie schließlich von der Schwindsucht befallen werden, woran sie in der Regel, durchschnittlich gerechnet, ca. ein Jahr kränkeln und dann versterben.

So war es für die Lindlarer Steinhauer ein Glücksfall, dass am 06. Juni 1930 der junge Dr. med. Wilhelm Meinerzhagen als Chefarzt im Lindlarer Krankenhaus anfing. Diesem blieb natürlich nicht lange verborgen, dass die Steinhauer schon in jungen Jahren verstarben und es viele Witwen und Waisen in Lindlar gab. Im unermüdlichen Einsatz obduzierte er in seiner Freizeit verstorbene Steinhauer, zum Teil sogar schon beigesetzte, die er wieder ausgraben lies, bis er den Nachweis erbringen konnte, dass sie an Silikose verstorben waren. Anhand dieser Unterlagen gelang es ihm, Prof. Dr. Dannenberg von der TH Aachen zu bewegen, ein ausschlaggebendes Gutachten über das Lindlarer Gestein anzufertigen. So ist es Dr. Meinerzhagen zu verdanken, dass für die vielen Steinhauerwitwen gesorgt wurde. Das hat sich bis heute nicht geändert. Die große Gefahr, an Silikose zu erkranken, ist aufgrund modernster Technik heute sehr gering. Trotzdem werden auch heute noch, so wie Dr. Meinerzhagen es gefordert hat, alle Steinbrucharbeiter in Lindlar regelmäßig auf Silikose untersucht.

Foto Steinhauerarchiv: Kipper bei der Arbeit, Erich Reif

Foto Steinhauerarchiv: Kipper bei der Arbeit, Erich Reif

Für seinen überaus großen Einsatz in vielen Bereichen, dies ist einer davon, wurde Dr. Meinerzhagen 1968 zum ersten Ehrenbürger der Gemeinde Lindlar ernannt.

Foto Steinhauerarchiv: Kipper bei der Arbeit, Hubert Börsch

Foto Steinhauerarchiv: Kipper bei der Arbeit, Hubert Börsch

Während des zweiten Weltkrieges waren viele Steinmetze an der Front, wodurch das Gildeleben nahezu ruhte. Leider sind aus der Zeit vor 1953 keine detalierten Aufzeichnungen zu finden. Wir wissen, dass es schon Mitte des 19. Jahrhunderts aus Anlass des Reinoldusfestes zur Aufführung von kleinen Sketchen kam. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurden schon ganze Theaterstücke aufgeführt. Man traute sich sogar Operetten zu, wie zum Beispiel „Das Mädel vom Neckarstrand“.

Auf dem Brungerst im Jahre 1911

Auf dem Brungerst im Jahre 1911

Hintere Reihe: Fritz Kolter, Alois Meier, Mattias Winterberg, Josef Spicher, Wilhelm Lukas, Hermann Schmitz, Severin Kremer, Josef Tobben
3.Reihe : Hugo Rappenhöner (mit Presslufthammer), Josef Schmitz, Karl Buchholz, Hubert Pütz (sitzend), Mattias Krist, Josef Schmitz , Josef Spinath ( auf Leiter)
2.Reihe : Bruchmeister Radermacher, unbekannt, Peter Steinbach, unbekannt, Peter Homberg (dahinter mit Bart und Hut), Adolf Schmitz, Johann Irender, Wilhelm Kemmerling, unbekannt, unbekannt (mit Hammer), unbekannt, Wilhelm Krist (sitzend mit Pfeife) Hermann Steinheuser, unbekannt, unbekannt, Johann Steinheuser, Johann Kurt , Johann Wolf
Vordere Reihe: Wilhelm Müller, Richard Schmitz, Valentin Prinz, Franz Pütz, Hubert Schuhmacher, Johann Breidenbach, August Haas, Karl Wolf ( auf Lore ), Valentin Haas, Josef Finke

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